jueves, 31 de julio de 2008

Keine Chance für Mädchen in China


Das traurige Los der Landmädchen in China
Während die Elite Chinas alles daransetzt, ihren Kindern eine erfolgreiche Zukunft zu garantieren, leben die Menschen auf dem Land oft noch wie im Mittelalter. Chancen auf Bildung gibt es hier kaum - vor allem nicht für Mädchen. Die kleine Xiao Yan etwa muss tagein und tagaus schuften. Sie träumt von einem besseren Leben - auf das sie kaum eine Chance hat.
Von Nicole Bölhoff, ARD-Studio Peking
[Bildunterschrift: Lernen für ein besseres Leben. Die Chancen der kleinen Xiao Yan sind trotz aller Anstrengungen gering. ]Die elfjährige Xiao Yan führt den Haushalt für ihre Familie - ohne Gas und Strom ist das eine mühsame Angelegenheit. So wie sie leben noch immer viele Mädchen auf dem Land.

Noch vor der Schule muss Xiao Yan das Frühstück für die gesamte Familie zubereiten, jeden Tag gibt es eingelegte Gurken mit Reis. "Seit meine Mama Wanderarbeiterin ist, muss ich alles machen", erzählt das Mädchen. "Ich koche, füttere die Schweine und wasche." In dem abgelegenen Dorf Daquan im Süden Chinas gehört den Hous ein kleines Reisfeld. Auch dort das Unkraut zu jäten gehört zu Xiao Yans täglichen Pflichten - ebenfalls noch vor der Schule. Die Arbeit ist hart, aber Xiao Yan beklagt sich nicht.
Leben wie im Mittelalter
Die Kleine würde gerne lernen, doch Xiao Yans Familie lebt noch wie im Mittelalter - und in China sind Mädchen auf dem Dorf bis heute nicht viel Wert. Xiao Yans Zukunft sieht entsprechend düster aus. Der kleine Bruder Xiao Yun dagegen ist der ganze Stolz des Vaters: "Wir haben nicht genug Geld", sagt der. "Das reicht nur für ein Kind. Wenn überhaupt, schicken wir nur den Sohn auf die höhere Schule. Meine Tochter soll bald ganz zu Hause bleiben und mir bei der Arbeit helfen."
Xiao Yans Hefte und Bücher hat ihr eine Tante aus der Stadt geschenkt. Die Schultasche hat sie vom großen Bruder geerbt, ihr Vater hätte dafür kein Geld gegeben. Die Elfjährige freut sich jeden Tag auf die Schule, denn das ist die einzige Abwechslung in ihrem arbeitsreichen Alltag. Schulen auf dem Land allerdings sind rar und der Schulweg fast immer kilometerlang und beschwerlich: "Die Schule ist schon weit weg", sagt Xiao Yan. "Aber ich gehe gerne hin. Wir lernen ganz unterschiedliche Fächer: Jeden Tag haben wir Chinesisch, Mathe und Biologie."
Bildung bleibt Luxus im kommunistischen China
[Bildunterschrift: Kaum Schulen gibt es auf dem chinesischen Land - und wenn, dann sind diese schlecht ausgestattet. Xiao Yan versucht, das beste daraus zu machen. ]In der Dorfschule werden 200 Schüler unterrichtet. Die vier Klassen sind nur durch einen Plastikvorhang voneinander getrennt und die Kinder wild zusammengewürfelt: Xiao Yan ist elf, ihr Vordermann gerade mal acht Jahre alt. "Diese Kinder sind sehr wissbegierig", sagt die Lehrerin. "Doch das Unterrichtsniveau kann mit dem in der Stadt nicht mithalten", sagt ein Lehrer.

Gute Bildung ist im kommunistischen China ein Luxus: "Die Lernbedingungen sind katastrophal. Wir haben ja gar keine richtigen Lehrmittel hier. Nichts - geschweige denn Computer. Wer eine gute Ausbildung will, muss hier weg, auf eine andere Schule", sagt der Lehrer. In China leben fast 120 Millionen Analphabeten, Tendenz steigend. Viele Eltern auf dem Land nehmen ihre Kinder früh von der Schule. Sie müssen zuhause helfen. Dieses Schicksal droht auch Xiao Yan.Hinweis: "Büffeln und Buckeln - Chinas Kinder unter Druck" ist eine Arte-Reportage, die wir mit freundlicher Genehmigung des Senders für tagesschau.de aufbereitet haben. In einer losen Serie stellen wir Ihnen die Kinder der Dokumentation vor.

Arbeit, Arbeit und nochmal Arbeit
Später Nachmittag, Schulschluss in der Provinz Guizhou. Kaum ist sie wieder zu Hause, stürrzt sich Xiao Yan auch schon auf die Hausaufgaben. Das sind ihre schönsten Stunden. Die Elfjährige spürt offenbar ganz genau: Bildung ist ihr einziger Ausweg. Wenn die Hausaufgaben erledigt sind, holt der Arbeitsalltag Xiao Yan auch schon wieder ein: Sie muss Wäsche waschen, unten am Fluss, denn fließendes Wasser gibt es im Dorf nicht. Während der eintönigen Arbeit träumt sie oft von einer besseren Zukunft: "Ich lerne so gerne. Wenn ich groß bin, möchte ich auf die höhere Schule. Danach in der Stadt eine gute Arbeit finden", sagt sie.
Mit diesem Traum im Kopf schuftet die Kleine tapfer weiter. Doch im aufstrebenden China des 21. Jahrhunderts hat sich das Los der Landmädchen kaum verändert: Ihre Aufgabe bleibt das Hüten von Haus und Hof. Noch vor Sonnenuntergang ist Xiao Yan schon wieder unterwegs. Sie holt Wasser, für die ganze Familie. Dreimal täglich schleppt das zierliche Mädchen den schweren Bottich hinauf ins Dorf. Danach schließlich muss sie sich um das Abendessen kümmern. Xiao Yans Tag endet, wie er begonnen hat - mit Arbeit.
Bildunterschrift: Büffeln und Buckeln - Chinas Kinder unter Druck, ARTE-Reportage [Nicole Bölhoff, ARD Peking].
Weitere Video-Formate .
Chinas Kinder unter Druck (Teil 1).
Chinas Kinder unter Druck (Teil 2).

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