Kritik an Sarkozys Reise zur Olympia-Eröffnung
"Beschämend und armselig"
Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat seine Entscheidung gegen einen Boykott der Olympia-Eröffnungsfeier in Peking verteidigt. "Eine Demütigung Chinas bringt die Menschenrechte nicht voran", sagte der amtierende EU-Ratspräsident vor dem Europaparlament in Straßburg. Vielmehr wolle er zu der Eröffnungsfeier "hinfahren, über die Menschenrechte sprechen und sie verteidigen", sagte Sarkozy. Der französische Präsident begründete seine Entscheidung auch mit der Bedeutung Chinas, des bevölkerungsreichsten Landes der Welt. "Ich glaube nicht, dass man ein Viertel der Menschheit boykottieren kann", so Sarkozy.
Sarkozy hatte im März erwogen, nicht zur Eröffnungsfeier zu fahren.
Sarkozys Entscheidung für den Besuch der Eröffnungsfeier war scharf kritisiert worden, weil er nach der gewaltsamen Niederschlagung antichinesischer Proteste in Tibet im März als erster Staatschef einen Boykott ins Gespräch gebracht hatte.
Sarkozy erwägt Empfang des Dalai Lama
Im August wird das geistliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, zu einem zehntägigen Besuch in Frankreich erwartet. Sarkozy erwägt, den Dalai Lama persönlich zu empfangen. In diesem Zusammenhang verbat er sich jede Einmischung Chinas: "Es steht China nicht zu, die Termine des französischen Präsidenten zu diktieren", sagte Sarkozy.
Dossier: Boykott oder Spiele? Hintergründe zum Tibet-Konflikt
Laut einem Bericht der Zeitung "Le Figaro" hat der chinesische Botschafter in Paris Frankreich für den Fall eines Empfangs des Dalai Lama durch Sarkozy mit "ernsten Konsequenzen" gedroht.
Besuch ist "eine Schande"
Führende EU-Abgeordnete bekräftigten ihre Kritik daran, dass Sarkozy an der Olympia-Eröffnungsfeier teilnehmen will. "Sie hätten die Gelegenheit, die europäischen Werte zu verteidigen, indem Sie sagen: 'Ich nehme nicht an der Eröffnungsfeier teil, an dieser Schauveranstaltung des kommunistischen chinesischen Regimes'", sagte Grünen-Fraktionschef Daniel Cohn-Bendit. "Es ist eine Schande, zu der Eröffnungsfeier zu gehen."
[Bildunterschrift: Scharfe Kritik von Cohn-Bendit: "Armselig und beschämend!" ]Auch Liberalen-Fraktionschef Graham Watson forderte: "Fahren Sie nicht nach Peking!" Als EU-Ratspräsident sollte Sarkozy "die Tugenden Europas demonstrieren und verlangen, dass die Würde eines jeden Mannes und jeder Frau geachtet wird", sagte Watson.
Resolution verabschiedet
Das EU-Parlament verabschiedete zudem eine Resolution, in der China systematische Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Peking müsse die Versprechen zur Verbesserung der Menschenrechtslage einhalten, die es dem Internationalen Olympischen Komitee (IOK) vor der Vergabe der Spiele gegeben habe. Das EU-Parlament forderte einen "Gnadenerlass für alle inhaftierten politischen Gefangenen und Menschenrechtsaktivisten". Zugleich lobten die Abgeordneten die Reaktion Pekings auf die Erdbebenkatastrophe in der Provinz Sichuan.
Olympia: Frankreich erwägt Teilboykott (25.03.08).
Hintergrund: Tibet, der Dalai Lama und das Verhältnis zu China.
Dossier: Der Tibet-Konflikt
Suscribirse a:
Enviar comentarios (Atom)
No hay comentarios:
Publicar un comentario