Uno kritisiert Abweisung von Helfern und Gütern
"Beispiellose" Weigerung von Birmas Diktatoren
Mit Fassungslosigskeit und scharfer Kritik haben die Vereinten Nationen auf die Weigerung der Regierung Birmas reagiert, keine ausländischen Helfer nach der verheerenden Unwetterkatastrophe ins Land zu lassen. Ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP), Paul Risley, bezeichnete am Freitag die Visa-Verweigerung für ausländische Experten als "beispiellos" in der Geschichte der Katastrophenhilfe.
Bildunterschrift: Schwierigkeiten bei Hilfslieferungen, Eins Extra [Christian Blenker, NDR].
Weitere Video-Formate .
Das birmanische Außenministerium erklärte, man nehme zwar Versorgungsgüter entgegen, wolle aber keine internationalen Katastrophenhelfer im Land. Man sei zwar dankbar für Versorgungsgüter aus dem Ausland, wolle diese aber selbst verteilen, hieß es in einer vom Staatsorgan "Neues Licht von Birma" verbreiteten Erklärung.
Helfer warten auf Einlass
In den Nachbarstaaten Birmas sitzen hunderte Katastrophenhelfer fest, weil sie keine Einreisegenehmigungen bekommen. Die meisten Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass das Militär mit der Aufgabe überfordert ist und bestehen darauf, die Verteilung ihres Materials vor Ort selbst zu organisieren. Zudem müssten dringend Experten ins Land gelassen werden, um genau abzuschätzen, was genau wo gebraucht werde.
Beobachter vermuten außerdem, dass Regime fürchte, über die Folgen des Wirbelsturms zu stürzen und wolle deshalb keine ausländischen Kräfte ins Land lassen. Statt dessen bereitet das Regime weiter ein so genanntes Referendum vor, mit dem es eine Verfassungsänderung zur Herrschaftsabsicherung legitimieren will.
Maschinen müssen umdrehen
Gestern war in Rangun ein Flugzeug mit Rettungskräften gelandet sei, die nach Angaben des Außenministeriums keine Einreisegenehmigung gehabt hätten. Die Maschine sei zurückgeschickt worden. Auch wurden amerikanische Militäflugzeuge mit Hilfsgütern abgewiesen.
Link: Die UN-Behörde Unosat hält detaillierte Karten zu Birma bereit (Texte in Englisch)
Die USA bemühen sich dessen ungeachtet um die Zustimmung der birmanischen Militärjunta für eine Luftbrücke ins Katastrophengebiet. Das Abwerfen von Hilfsgütern ohne Erlaubnis halte er für unwahrscheinlich, erklärte Verteidigungsminister Robert Gates. Zuvor hatte der Leiter des US-Büros für Katastrophenhilfe, Ky Luu, eine etwaige Versorgung der Opfer aus der Luft angekündigt, sollten amerikanische Militärflugzeuge mit Hilfsgütern auch weiterhin abgewiesen werden.
Einige dürfen rein, andere nicht
Dagegen trafen Hilfsgüter des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen und des Roten Kreuzes inzwischen in Birma ein. Beide Organisationen hatten nach tagelangen Verzögerungen eine Landeerlaubnis bekommen. Mehrere hundert Logistiker und Katastrophenhelfer warten dagegen in den Nachbarländern auf ein Visum.
Die Uno befürchtet eine weitere dramatische Verschlechterung der Zustände in Birma, sollten nicht bald weitere Hilfsgüter im Land eintreffen. Sie nimmt an, dass 1,5 Millionen Menschen dringend unterstützt werden müssen. Die Dramatik der Situation wird auch von Berichten aus der Kastrophenregion unterstützt. So berichten Helfer aus der schwer verwüsteten Stadt Labutta im Irrawaddy-Delta, dass dort 120.000 Menschen auf Hilfe warten. Normalerweise hat die Stadt 50.000 Einwohner. Es gebe kaum Nahrungsmittel und Trinkwasser, die Ernte sei weitgehend zerstört, berichtete Joakim Cottig von der Organisation ADRA. Tausende Menschen seien zu Fuß unterwegs, viele am Ende ihrer Kräfte. Überall lägen Leichen herum.
Im Katastrophengebiet droht derweil Seuchengefahr. Nach Schätzungen des Weltkinderhilfswerks Unicef leiden bereits 20 Prozent der Kinder in den am schwersten verwüsteten Regionen an Durchfallerkrankungen. Ferner seien Fälle von Malaria gemeldet worden. Gesundheitsexperten bemühten sich nun darum, eine größere Ausbreitung zu verhindern, erklärte der Unicef-Chef in Rangun, Osamu Kunii. Laut Unicef sollen drei Millionen Tabletten zur Wasseraufbereitung von Thailand nach Birma gebracht werden.
Kein Thema für den Sicherheitsrat
Der Sicherheitsrat der Uno lehnte es unterdessen ab, die Lage in Birma auf seine Tagesordnung zu heben. Der amtierende Ratspräsident und britische UN-Botschafter John Sawers sagte, das Gremium habe sich mehrheitlich darauf verständigt, dass UN-Nothilfekoordinator John Holmes die Mitgliedsstaaten über die Lage vor Ort informieren werde, nicht jedoch den Sicherheitsrat.
Der Zyklon "Nargis" könnte nach Einschätzung einer US-Diplomatin 100.000 Menschen das Leben gekostet haben. Die staatlichen birmanischen Medien bezifferten die Opferzahl auf knapp 42.000, zehntausende galten demnach als vermisst. Rund 1,5 Millionen wurden obdachlos.
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"Beispiellose" Weigerung von Birmas Diktatoren
Mit Fassungslosigskeit und scharfer Kritik haben die Vereinten Nationen auf die Weigerung der Regierung Birmas reagiert, keine ausländischen Helfer nach der verheerenden Unwetterkatastrophe ins Land zu lassen. Ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP), Paul Risley, bezeichnete am Freitag die Visa-Verweigerung für ausländische Experten als "beispiellos" in der Geschichte der Katastrophenhilfe.
Bildunterschrift: Schwierigkeiten bei Hilfslieferungen, Eins Extra [Christian Blenker, NDR].
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Das birmanische Außenministerium erklärte, man nehme zwar Versorgungsgüter entgegen, wolle aber keine internationalen Katastrophenhelfer im Land. Man sei zwar dankbar für Versorgungsgüter aus dem Ausland, wolle diese aber selbst verteilen, hieß es in einer vom Staatsorgan "Neues Licht von Birma" verbreiteten Erklärung.
Helfer warten auf Einlass
In den Nachbarstaaten Birmas sitzen hunderte Katastrophenhelfer fest, weil sie keine Einreisegenehmigungen bekommen. Die meisten Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass das Militär mit der Aufgabe überfordert ist und bestehen darauf, die Verteilung ihres Materials vor Ort selbst zu organisieren. Zudem müssten dringend Experten ins Land gelassen werden, um genau abzuschätzen, was genau wo gebraucht werde.
Beobachter vermuten außerdem, dass Regime fürchte, über die Folgen des Wirbelsturms zu stürzen und wolle deshalb keine ausländischen Kräfte ins Land lassen. Statt dessen bereitet das Regime weiter ein so genanntes Referendum vor, mit dem es eine Verfassungsänderung zur Herrschaftsabsicherung legitimieren will.
Maschinen müssen umdrehen
Gestern war in Rangun ein Flugzeug mit Rettungskräften gelandet sei, die nach Angaben des Außenministeriums keine Einreisegenehmigung gehabt hätten. Die Maschine sei zurückgeschickt worden. Auch wurden amerikanische Militäflugzeuge mit Hilfsgütern abgewiesen.
Link: Die UN-Behörde Unosat hält detaillierte Karten zu Birma bereit (Texte in Englisch)
Die USA bemühen sich dessen ungeachtet um die Zustimmung der birmanischen Militärjunta für eine Luftbrücke ins Katastrophengebiet. Das Abwerfen von Hilfsgütern ohne Erlaubnis halte er für unwahrscheinlich, erklärte Verteidigungsminister Robert Gates. Zuvor hatte der Leiter des US-Büros für Katastrophenhilfe, Ky Luu, eine etwaige Versorgung der Opfer aus der Luft angekündigt, sollten amerikanische Militärflugzeuge mit Hilfsgütern auch weiterhin abgewiesen werden.
Einige dürfen rein, andere nicht
Dagegen trafen Hilfsgüter des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen und des Roten Kreuzes inzwischen in Birma ein. Beide Organisationen hatten nach tagelangen Verzögerungen eine Landeerlaubnis bekommen. Mehrere hundert Logistiker und Katastrophenhelfer warten dagegen in den Nachbarländern auf ein Visum.
Die Uno befürchtet eine weitere dramatische Verschlechterung der Zustände in Birma, sollten nicht bald weitere Hilfsgüter im Land eintreffen. Sie nimmt an, dass 1,5 Millionen Menschen dringend unterstützt werden müssen. Die Dramatik der Situation wird auch von Berichten aus der Kastrophenregion unterstützt. So berichten Helfer aus der schwer verwüsteten Stadt Labutta im Irrawaddy-Delta, dass dort 120.000 Menschen auf Hilfe warten. Normalerweise hat die Stadt 50.000 Einwohner. Es gebe kaum Nahrungsmittel und Trinkwasser, die Ernte sei weitgehend zerstört, berichtete Joakim Cottig von der Organisation ADRA. Tausende Menschen seien zu Fuß unterwegs, viele am Ende ihrer Kräfte. Überall lägen Leichen herum.
Im Katastrophengebiet droht derweil Seuchengefahr. Nach Schätzungen des Weltkinderhilfswerks Unicef leiden bereits 20 Prozent der Kinder in den am schwersten verwüsteten Regionen an Durchfallerkrankungen. Ferner seien Fälle von Malaria gemeldet worden. Gesundheitsexperten bemühten sich nun darum, eine größere Ausbreitung zu verhindern, erklärte der Unicef-Chef in Rangun, Osamu Kunii. Laut Unicef sollen drei Millionen Tabletten zur Wasseraufbereitung von Thailand nach Birma gebracht werden.
Kein Thema für den Sicherheitsrat
Der Sicherheitsrat der Uno lehnte es unterdessen ab, die Lage in Birma auf seine Tagesordnung zu heben. Der amtierende Ratspräsident und britische UN-Botschafter John Sawers sagte, das Gremium habe sich mehrheitlich darauf verständigt, dass UN-Nothilfekoordinator John Holmes die Mitgliedsstaaten über die Lage vor Ort informieren werde, nicht jedoch den Sicherheitsrat.
Der Zyklon "Nargis" könnte nach Einschätzung einer US-Diplomatin 100.000 Menschen das Leben gekostet haben. Die staatlichen birmanischen Medien bezifferten die Opferzahl auf knapp 42.000, zehntausende galten demnach als vermisst. Rund 1,5 Millionen wurden obdachlos.
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