miércoles, 16 de abril de 2008
Hunger
UN-Sonderberichterstatter zu hohen Lebensmittelpreisen
"Eine fürchterliche Tragödie"
Wegen der stark gestiegenen Preise für Nahrungsmittel sind die reichen Länder zu schneller Hilfe aufgerufen. Im Tagesthemen-Interview sagte Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, die Explosion der Nahrungsmittelpreise sei für Millionen Menschen "eine fürchterliche Tragödie".
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Fragen und Antworten zur Krise
Warum kehrt der Hunger zurück?
Einer von sieben Menschen weltweit geht hungrig zu Bett, insgesamt haben 850 Millionen Menschen zu wenig zu essen. "Eine der schlimmsten Verletzungen der Menschenwürde", sagte Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan. Was sind die Gründe für die Nahrungsmittelkrise? Wie kann man sie in den Griff bekommen? Fragen und Antworten zum Thema.
Wie haben sich die Preise entwickelt?
Jahrelang sind die Nahrungsmittelpreise relativ stabil geblieben. Seit drei Jahren jedoch steigen sie stark: Mais, Weizen und Reis wurden um 180 Prozent teurer. In den vergangenen zwei Monaten explodierten die Preise geradezu: So legte der Reispreis um 75 Prozent zu, der von Weizen um 120 Prozent. Beim Mais sieht es ähnlich aus.
Wer ist betroffen?
Alle sind betroffen. Es handelt sich um eine globale Krise, betont die Umweltorganisation Worldwatch Institute. Doch Deutsche müssen nicht gleich hungern, wenn die Brötchen teurer werden. Für die rund eine Milliarde Menschen weltweit, die heute von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen, ist die Krise dagegen existenzbedrohend.
Was sind die Gründe für die Krise?
Gleich eine ganze Reihe von Faktoren haben zu der Krise geführt. So nimmt die Weltbevölkerung jährlich um 75 Millionen zu. Die landwirtschaftliche Produktion hält damit aber nicht Schritt - auch verursacht durch zunehmende Umweltkatastrophen wie Dürren und Fluten, die durch den Klimawandel bedingt sind. Dazu kommt der drastisch gestiegene Ölpreis. Er hat die Kosten für die Lebensmittelproduktion nach oben getrieben.
Hauptverantwortlich für die Krise ist nach Ansicht des Chefs der Food and Agriculture Organisation, Jacques Diouf, jedoch der gigantisch gewachsene Bedarf Chinas und Indiens. Der wachsende Reichtum in diesen Staaten aber auch in weiteren Schwellenländern wie Brasilien oder Indonesien führt beispielsweise dazu, dass mehr Fleisch gegessen und mehr Milch getrunken wird. Immer mehr Äcker werden zu Viehweiden, deren Ertrag – in Kalorien gerechnet – wesentlich geringer ist. Um ein Kilo Rindfleisch herzustellen, werden sechs Kilo Mais benötigt. Und nach Berechnungen des Washingtoner International Food Policy Research Institutes (IFPRI) wird der Bedarf an Fleisch sich bis zum Jahr 2025 verdoppeln. China hat fast ein Viertel der Weltbevölkerung zu ernähren, aber nur sieben Prozent der Anbauflächen. Ähnlich ist die Situation in Indien. Beide Länder müssen Nahrung in großem Stil importieren.
[Bildunterschrift: Biosprit statt Reis - in Asien dienen viele Flächen nicht mehr der Nahrungsmittelproduktion. ]Aber auch die gestiegene Nachfrage nach Biotreibstoffen – bedingt durch den hohen Ölpreis und umweltpolitische Ziele - wird für die Krise mitverantwortlich gemacht. Für IWF-Chef Dominique Strauß-Kahn ist die Umwandlung von Flächen zur Nahrungsmittelproduktion in Flächen, die für Biokraftstoff bereitgestellt werden sollen, ein "Verbrechen an der Menschheit". Die Umweltschutzorganisation Greenpeace, sonst ein Befürworter grüner Kraftstoffe, hat vorgerechnet, dass für eine Tankfüllung Ethanol Getreide benötigt wird, von dem ein Mensch ein ganzes Jahr leben kann. Der vom Weltklimarat empfohlene Plan, die Beimischung von Biosprit in Tanks bis 2020 zu verdoppeln, führt nach Berechnungen des IFPRI allein zu einem Anstieg der Maispreise um weitere 72 Prozent.
Handelt es sich nur um eine kurzfristige Krise?
Fest steht: Dies ist nicht nur ein akuter Engpass, sondern eine weltweite, fundamentale Krise. "Dies ist nicht mehr nur ein Übergangsphänomen, sondern das könnte eine sehr grundsätzliche Problematik sein, mit erheblichen Auswirkungen auf Schwellen- und Entwicklungsländer und die Ernährung der Menschen", sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück auf der Frühjahrstagung von Weltbank und des Internationalen Währungsfonds. Die Welternährungsorganisation rechnet in den kommenden zehn Jahren mit einem anhaltenden Aufwärtstrend bei den Nahrungsmittelpreisen.
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Wie kann die Not kurzfristig gelindert werden?
Zunächst versucht man es mit kurzfristigen Finanzspritzen. 850 Millionen Menschen hungern weltweit. Die Weltbank sieht in 33 Ländern die Gefahr von gewaltsamen Unruhen infolge der steigenden Nahrungsmittelpreise. Weltbank und IWF fordern deshalb von Geberländern 500 Millionen Dollar, um die Lage zu entspannen. Doch für IWF-Chef Dominique Strauß-Kahn steht auch fest: "In der Situation, in der die Menschen leben, brauchen sie kein Geld, sie brauchen etwas zu essen. Geld sammeln alleine, löst das Problem nicht." Es gebe einfach zu wenig Nahrungsmittel.
Nach Ansicht der Welthungerhilfe sind die Hilfszusagen von Weltbank und IWF nur ein Tropfen auf den heißen Stein und lösen das Problem allenfalls vorübergehend. Die Organisation warnt davor, die Nahrungsmittelpreise künstlich zu verbilligen. Um die unmittelbare Not der betroffenen Menschen zu lindern, seien Beschäftigungs- und Sozialprogramme sinnvoll, mit denen die ländliche Infrastruktur verbessert wird.
Wie kann man die Not langfristig lindern?
Die Vorsitzende der Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble, fordert, dass ein größerer Anteil der Entwicklungshilfe für die Förderung von Landwirtschaft und ländlicher Entwicklung bereitgestellt wird. "Seit über zehn Jahren beobachten und beklagen wir einen Rückgang der Mittel für die Verbesserung der landwirtschaftlichen Erzeugung in Entwicklungsländern z.B. durch Bewässerungssysteme, landwirtschaftliche Beratung und Agrarforschung." Dieser Trend müsse umgekehrt werden.
Vor einer Generation stand die Dritte Welt vor einer ähnlichen Herausforderung. Die sogenannte grüne Revolution war die Folge: Mit dem Einsatz von Dünger, Pestiziden und Hybridsaatgut konnten die Bauern ihre Ernten erheblich steigern. Jetzt wird eine zweite grüne Revolution vorgeschlagen: Mit Hilfe der Gentechnik könnte das Ernährungsproblem gelöst werden. So zumindest versprechen es die Forschungschefs von Agrarkonzernen. Die Welthungerhilfe sieht das kritisch: "Da wird über die Hintertür versucht, die Gentechnik den Entwicklungsländern aufs Auge zu drücken. Aber das ist nicht die Lösung des Problems", sagt Welthungerhilfe-Pressesprecherin Sabine Pott gegenüber tagesschau.de.
Zusammengestellt von Claudia Thöring, tagesschau.de
Backlash grows over use of biofuels as food prices climb
By Andrew Martin
Tuesday, April 15, 2008
The idea of turning farms into fuel plants seemed, for a time, like one of the answers to high global oil prices and supply worries.
But now a backlash is building against policies in America and Europe that promote ethanol and similar fuels, with political leaders in poor countries contending that the projects are driving up food prices and starving poor people.
Biofuels are fast becoming a new flash point in global diplomacy, forcing Western politicians to reconsider their policies, even as they argue that biofuels are only one factor helping to drive up food prices.
The higher prices are inciting riots, political instability and growing worries about feeding the poorest people. Food riots contributed to the dismissal of the prime minister of Haiti last week, and many other countries are nervously trying to calm worried consumers.
At a weekend conference in Washington, the world's economic ministers called for urgent action to deal with the price spikes, and several of them demanded a reconsideration of biofuel policies adopted recently in the West.
Many experts in food policy consider government mandates for biofuels to be ill-advised, agreeing that the diverting of crops into fuel production has contributed to higher prices. But other factors have played big roles, including droughts that have limited output for some crops and rapid global economic growth that has created more food demand.
That growth, much faster over the past four years than the historical norm, is lifting millions of people out of destitution and giving them the means to eat better. But farmers are having trouble keeping up with the surge in demand.
Work by the International Food Policy Research Institute, in Washington, suggests that biofuel production accounts for a quarter to a third of the recent increase in global commodity prices. The Food and Agriculture Organization of the United Nations predicted late last year that biofuel production, assuming current mandates continued, would increase food costs by 10 percent to 15 percent.
Ethanol supporters agree that biofuels have been a factor in food price increases, but they maintain that it is relatively small and that energy costs and soaring demand for meat in developing countries have had a bigger effect.
"There's no question that they are a factor, but they are really a smaller factor than other things that are driving up prices," said Ron Litterer, president of the National Corn Growers Association and an Iowa farmer.
He said biofuels were an "easy culprit to blame" because they had grown so rapidly in the past two or three years.
Senator Charles Grassley, a Republican of Iowa, called the recent criticism of ethanol by foreign dignitaries "a big joke." He questioned why they were not also blaming a drought in Australia, which decimated the wheat crop, and the growing demand for meat in China and India.
"You make ethanol out of corn," he said. "I bet if I set a bushel of corn in front of any of those delegates, not one of them would eat it."
The senator's comments reflect a political reality in Washington: Despite the criticism from abroad, support for ethanol in Washington remains solid.
Last year Congress mandated a five-fold increase in the use of biofuels. Representative James McGovern, a Democrat of Massachusetts, said he had come to realize that Congress made a mistake in backing biofuels, not anticipating the impact on food costs. He said Congress needed to reconsider its policy, though he acknowledged that would be difficult.
"If there was a secret vote, there is a pretty large number of people who would like to reassess what we are doing," he said.
Global food prices have increased by 83 percent in the past three years, according to the World Bank. Rice, a staple food for nearly half the world's population, has been a particular focus of concern in recent weeks, with spiraling prices prompting several countries to impose drastic limits on exports as they try to protect domestic consumers.
While grocery prices in the United States increased about 5 percent over the past year, prices for some staple foods like eggs and milk have jumped far more. The federal government is expected to release new statistics on domestic food prices Wednesday, with notable increases expected.
On Monday, President George W. Bush ordered that $200 million in emergency food aid be made available to "meet unanticipated food aid needs in Africa and elsewhere," according to a statement.
Dana Perino, the White House spokeswoman, said the president had urged his administration to look for additional ways to help poor nations tackle food insecurity and to come up with a long-term plan "that helps take care of the world's poor and hungry."
Skeptics have long questioned the value of diverting food crops for fuel, and the grocery and livestock industries vehemently opposed a new energy bill last fall, arguing that it was driving up their costs.
A fifth of the nation's corn crop is now used to brew ethanol for motor fuel, and as farmers have rushed to plant more corn, they have cut acreage of other crops, particularly soybeans. That, in turn, has contributed to a global shortfall of cooking oil.
The spreading global unrest of recent months has intensified the food-versus-fuel debate. On Friday, for instance, an advisory panel to the European Environment Agency urged the European Union to suspend its goal of having 10 percent of transport fuel made from biofuel by 2020. Europe's well-meaning rush to biofuels, the scientists concluded, had produced harmful ripple effects, from deforestation in Southeast Asia to higher prices for grains.
Even if biofuels are not the primary reason for the increase in fuel costs, some experts say it is one area where a reversal of government policy could help take pressure off food prices.
C. Ford Runge, an economist at the University of Minnesota, said it was "extremely difficult to disentangle" the impact of biofuels on food costs. Nevertheless, he said there was little that could be done to mitigate the impact of droughts and growing appetites in developing countries.
"Ethanol is the one thing we can do something about," he said. "It's about the only lever we have to pull, but none of the politicians have the courage to pull the lever."
But August Schumacher, a former undersecretary of agriculture who is a consultant for the Kellogg Foundation, said the criticism of biofuels might be misdirected. Development groups like the World Bank and many foreign governments have done little to support agricultural development in the past two decades, he said.
"The ministers should be grouchy at the World Bank and other international entities who have done little to support a new Green Revolution," he said, a reference to the huge increases in agricultural productivity in some countries in the mid-20th century.
He noted that many of the upheavals over food prices abroad have concerned rice and wheat, neither of which is used as a biofuel. For both those crops, global demand has soared at the same time that droughts have suppressed the output from farms.
Elisabeth Rosenthal and Steven R. Weisman contributed reporting.
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